Der Krieg von Petruschka und Stjopka Rastrjopka

Oder: Struwwelpeter und die Kinderklapper

Text: Jewgenij Schwarz (*21. 10. 1896 in Kazan, † 15.1. 1958 in Petersburg)

Zeichnungen: Aleksei Radakov (*1877 in Kirov, † 1942 in Tbilisi) Verlag: Raduga 1925

 

Schili-Byli Russische Kinderbücher 1920 – 1940, unter diesem Titel zeigte das MAK Wien (Museum für Angewandte Kunst) vom 20. Oktober 2004 bis 20. Februar 2005 eine Ausstellung. Die Ausstellung war nicht nur bemerkenswert, weil sie die erste Buchausstellung im MAK war, es waren dazu noch russische Kinderbücher, die in Österreich sicher nicht oft Gegenstand einer eigenen Ausstellung sind. Die Bücher stammten fast alle aus der Privatsammlung einer gebürtigen Wienerin, die während ihres Slawistikstudiums in Moskau Antiquariate und Archive durchstöberte und auch bei Auktionen fündig geworden war.

 

Wer sind nun die beiden Künstler, die in äußerst witziger Weise die Themen „Bildung“ und „Hygiene“ kindgerecht aufbereiten? Im Unterschied zum „Dilettanten“ - im positiven Sinn – Hoffmann sind beide anerkannte Künstler in ihrem jeweiligen Fach. Der Textdichter gehört auch auf deutschen Bühnen zu den meistgespielten Kindertheaterautoren. Seine „Schneekönigin“ wird seit Jahren auf zahlreichen Bühnen zur Weihnachtszeit immer wieder gespielt und auch neu inszeniert: Jewgeni Lwowitsch Schwarz.

Der Illustrator ist ein mir unbekannter russischer Künstler: Aleksei Radakov.

 

Jewgeni Lwowitsch Schwarz war der Sohn eines Arztes und einer Schauspielerin, der in Moskau Jus studierte. Die Bürgerkriegsjahre verbrachte er bei der Versorgung in Rostow am Don. Damals schrieb er seine ersten Verse, meist Scherzgedichte, arbeitete als Schauspieler und konnte seine erste Frau von seinem ernstgemeinten Heiratsantrag erst auf sehr drastische Weise überzeugen. Bei einem Spaziergang versicherte er ihr, er werde ihr jeden Wunsch erfüllen. ... Und wenn ich nun sage ,Spring in den Don’? fragte sie...“ Schwarz kletterte über das Brückengeländer und sprang in den Fluß, so, wie er war, in Mantel, Hut und Galoschen. Daraufhin nahm sie seinen Antrag an. Das Ganze geschah Ende November, nicht unbedingt die Zeit, in der man baden geht.

 

Im Oktober 1921 kam Schwarz nach Petersburg, das für ihn die Stadt der russischen Literatur war. Er kam mit einer kleinen Rostower Theatertruppe, in der neben seiner Frau auch sein Cousin Anton Schwarz und dessen Frau spielten. Die meisten Mitglieder waren Freunde und Bekannte der Familie Schwarz. Es gab eigentlich nur ein einziges Mitglied mit wirklich großer schauspielerischer Begabung. Die Truppe war vermutlich von großem Sendungsbewußtsein, einem Drang zu Kultur erfüllt, denn anders ist nicht zu verstehen, warum sie von dem „reichen“ Rostow (genügend Lebensmittel) in das hungernde Petersburg wechselte.

 

 Petersburg hatte zu dieser Zeit im Vergleich zur Zeit vor der Revolution etwa die Hälfte seiner Bewohner verloren. Es gab kaum öffentliche Verkehrsmittel. Die Pferde für die Droschken waren in den ärgsten Hungerjahren aufgegessen worden. Nur einzelne Straßenbahnen, auf die man mindestens 40 Minuten warten mußte, ratterten durch das entvölkerte Petersburg. Dieses kleine Theater galt so wie viele andere gleichartige damals als professionelles Theater, alle waren ungeheuer „fortschrittlich“, sie hatten alle Traditionen über Bord geworfen. Vorrevolutionär wäre es eine Liebhaberbühne gewesen, später hätte man es als Laienbühne bezeichnet. Die Zeitumstände bewirkten aber, daß die Leute ungeheuer neugierig und experimentierfreudig waren, sowohl die Schauspieler als auch das Publikum. Trotzdem löste sich dieses kleine Theater bald auf und1924 wurde Schwarz Mitarbeiter in der Kinderbuchabteilung des Staatsverlages in Petersburg. Er schrieb Beiträge für Kinderbücher und Kinderzeitschriften in Versform und Prosa. Schwarz war ein äußerst humorvoller Mensch mit Sinn für Witz und Ironie wie seine ersten Arbeiten, die Scherzgedichte, zeigen. Sie sind aber oft sehr drastisch und hintergründig. Ein kleines Beispiel sind folgende Zeilen:

 

 

Der Fürst, mit edelsten Manieren,

war einst in seinem Park zu sehn,

tat sich an Pflaumen delektieren,

die noch so grün, daß er zur Höll mußt gehen.

 

Anfang der Dreißiger Jahre trennte sich Schwarz von der Kinderbuchabteilung, weil es zunehmend schwieriger für ihn wurde, für Kinder im Sinne des Regimes zu schreiben. Nach langer Suche fand er eine Stellung am Leningrader Theater als Dramaturg. Schwarz bekam zunehmend Schwierigkeiten mit seinen Theaterstücken, die nicht einfach Bearbeitungen bekannter Märchensujets sind, sondern eigenständige Werke, die er auf eine andere Eben transferiert, sie gleichsam erweitert und ihnen dadurch einen anderen Sinn verleiht. In seinem „Rotkäppchen“ z. B. setzen sich Hase, Schlange, Bär, Vögel und schließlich der Jäger und die Mutter gegen den starken Wolf und den intriganten Fuchs durch. Auch an die Erwachsenen wendet er sich mit Märchenstücken, die eigentlich politische Märchen sind und deutlich gesellschaftspolitische Bezüge haben, wie z. B. „Der Schatten – Märchenkomödie für Erwachsene“ (kurz nach Hitlers Machtergreifung entstanden) oder „Der Drache“. Ersteres wurde bald nach der Premiere abgesetzt, letzteres wurde schon nach der Generalprobe verboten und blieb es bis 1962. Die Uraufführung fand1961 nach Schwarz’ Tod in Nowa Huta in polnischer Sprache statt. 1947 inszenierte Gustav Gründgens in den Berliner Kammerspielen eine vielbeachtete Aufführung des „Schatten“. Im „Drachen“ geht es um den Drachentöter Lanzelot, der die Stadtbewohner und vor allem die Tochter des Bürgermeisters vor dem Ungeheuer retten will. Die Menschen wollen aber gar nicht gerettet werden. Der Held begreift, daß die Menschen nach Vernichtung des Ungeheuers zur Selbstbefreiung geführt werden müssen. Ab 1954 wurde er allmählich auch offiziell wieder akzeptiert und avancierte zum vielgepriesenen Dramatiker in der UdSSR und auch im Ausland.

Seine Stoffe findet er u. a. in Märchen von H. C. Andersen. „Des Kaisers neue Kleider“ und „Der Schweinehirt“ z. B. bilden die Grundlage für seinen „Nackten König“. Er bearbeitet „Die Schneekönigin“, er schreibt das Filmdrehbuch für „Don Quichote“, läßt Lanzelot im „Drachen“ als ambivalenten Helden auftreten. Für seine Kinderstücke greift er auf bekannte russische Märchen zurück, aber auch auf Perrault, die Brüder Grimm, Chamisso und wie bereits erwähnt auch auf Andersen.

 

Das Stockwerk, in dem sich die Abteilung für Kinderliteratur im Staatsverlag in Petersburg befand, war wahrscheinlich das lauteste in dem vielstöckigen Haus. Diese Frühzeit der russischen nachrevolutionären Kinderliteratur war von Fröhlichkeit und Optimismus geprägt. Die beiden wichtigsten Kinderzeitschriften dieser Zeit waren „Tschish / Zeisig“ und „Josh / Igel“. Der „Zeisig“ war für die allerkleinsten und der „Igel“ für die etwas älteren Kinder. Für jede neue Nummer der beiden Zeitschriften lieferte Schwarz Beiträge. Die Literaturproduktion – und von einer solchen muß man wahrscheinlich in vielen Fällen sprechen – stand ganz im Dienste der Schaffung des „neuen Menschen“. Die Verbreitung der Staatsideologie hatte das Hauptanliegen zu sein, wenn man von offizieller Seite positiv wahr genommen werden wollte. Alles andere war mehr oder weniger gefährlich, wenn nicht sogar lebensgefährlich.

 

Schwarz wird es im vorliegenden Fall nicht allzu schwer gefallen sein, im Sinne der offiziellen Linie zu schreiben, denn daß die Zustände zu verbessern waren, war offensichtlich. Aber er macht es gekonnt in Versform, mit Witz und Ironie.

 

Petruschka, glatt gekämmt und sauber, in einem wunderschönen Haus mit Garten, in dem viel Spielzeug herumläuft, läßt durch seinen Hund Puschok artige Kinder zu Spiel und Schokolade einladen. Stjopka Rastrjopka hingegen stellt sich vor als Schweinehirt, der die beste Suppe für seine Schweine kocht. Aller Schmutz der Welt lagert bei seinem Schweinestall und er selbst ist der schmutzigste Mensch, den es gibt. Als er aber Petruschkas Tochter Pogremuschka erblickt, verliebt er sich sofort in sie und will sie unbedingt heiraten, widrigen falls wird er sich in einer Pfütze ersäufen. Als Brautgeschenk bringt er eines seiner Schweine mit. Als Pogremuschka dieses schreckliche Geschenk ablehnt und ihn davon jagt, versucht er, mit einem Frosch ihre Gunst zu erlangen. Als er wiederum abgewiesen wird, ist er gekränkt und schwört Rache. Er nimmt Tinte und überschüttet damit das wunderschöne, seidige Fell von Puschok. Petruschka schwört daraufhin ebenfalls Rache und leert einen Kübel Kreidepulver über das Schwein. (Kreide ist weiß, weiß bedeutet Sauberkeit.) Der Krieg, den Stjopka Rastrjopka daraufhin beginnt - er reitet auf einem Schwein mit einem Besen bewaffnet in den Krieg - endet überraschend schnell, weil Petruschka die Kanonen mit Schokoladekugeln laden läßt, sodaß die feindlichen Soldaten den Mund aufreißen und sich mit der Schokolade satt und faul essen. Statt zu kämpfen, legen sie sich auf den Boden und schlafen. So kann man keinen Krieg gewinnen!!! Stjopka Rastrjopka wird gefangen genommen und ins Gefängnis gesteckt.

 

Vorher aber passiert Unerhörtes: Stjopka Rastrjopka wird einer gründlichen Reinigung unterzogen. Aber selbst die schrecklichsten Drohungen lösen nur Lachen aus, wenn man hört, daß fünf Meister zwölf Scheren stumpf schneiden, bis der Struwwelpeter eine vernünftige Frisur hat. Eine ganze Wagenladung voll Haare wird weggebracht. Nebenbei wird auch noch auf die Sinnhaftigkeit des Lernens hingewiesen: schreit Stjopka Rastrjopka in seinem Auftrittslied noch lauthals „Nieder mit dem Lernen“, anerkennt er am Schluß den Nutzen des Lernens, weil er dadurch seine heißgeliebte Pogremuschka erringt. Dabei wird nicht nur das Lesen und Schreiben propagiert, sondern auch Gesundheitslehre im wahrsten Sinn des Wortes vermittelt: einfachste Körperpflege (Hände waschen, Haare und Bart schneiden), Ungeziefervernichtung, das Haus wird verschönert, d. h. mit Kalk weiß gestrichen. Erstaunlich ist aber auch die Art, wie Schwarz die medizinische Versorgung darstellt. Der Arzt, der in Petruschkas Diensten steht, ist heillos überfordert, als man ihm die verwundeten Soldaten bringt, damit er sie schnell wieder gesund macht. Er vollbringt die wunderlichsten Dinge: er näht die abgetrennten Gliedmaßen an falscher Stelle wieder an – Hände an die Stelle der Beine. Ein Anführer steht zuletzt gar als Monstrum da: der Kopf sitzt direkt auf den Beinen. Der Arzt tröstet ihn mit dem Hinweis, nun brauche er dafür keine Uniform mehr. Und wenn er ohnehin nur Hosen anhabe, wozu brauche er dann noch Rumpf und Hände?! Das Allheilmittel des Arztes ist Jod, das er fässerweise verbraucht. Wahrscheinlich erinnert sich Schwarz an die schrecklichen Zustände während der Kriegs- und Revolutionsjahre und hat die sicher immer noch mangelhafte medizinische Versorgung der Bevölkerung vor Augen. Die Zeichnungen sind äußerst drastisch: ein Soldat trägt seinen abgeschnittenen Kopf vor sich her, aus der Halsöffnung sprudelt Blut, ein anderer trägt sein abgeschossenes Bein unterm Arm und dem Doktor schaut eine Säge aus der Manteltasche.

 

Auf Pogremuschkas Fürsprache hin wird der eingesperrte Stepan begnadigt und er darf seine Heißgeliebte heiraten. Bei dem darauffolgenden Hochzeitsfest geht es munter zu: 23 verschiedene Torten, Äpfel, groß wie Melonen, Bonbons jede Menge, Trauben aus Taschkent, und das alles im Überfluß! Beim Tanz geht es so heiß her, daß zwei Trommeln durchgetrommelt werden, der Trompeter platzt fast vor Anstrengung und der Geiger läuft schließlich davon. Seine Hände sind voller Blasen und das Kolophonium ist aufgebraucht, er mag nicht mehr spielen, auch er will tanzen. Drei Schuster müssen in den Tanzsaal kommen, um die zertanzten Schuhe an Ort und Stelle zu reparieren. Petruschka selbst tanzt so lange, bis er vor Erschöpfung zu Boden fällt, dort fünf Minuten liegen bleibt, um anschließend weiter zu tanzen.

 

Auf der Rückseite des Buches wird darauf hingewiesen, daß es noch viele Schmutzfinken auf der Welt gebe wie den Struwwelpeter. Die Leute weichen ihnen aus auf der Straße, Pferde scheuen vor ihnen, Hunde fallen sie an. Wer sich vor dem Wasser fürchtet, der wird unglücklich werden, wer sich aber wäscht und gerne lernt, der lebt besser und fröhlicher. Der Junge Pawa und seine Mutter sind als Beispiel dargestellt: in den Haaren von Pawa haben die Vögel ein Nest gebaut und die Mutter weint vor Kummer über ihren schmutzigen und faulen Sohn. Nach erfolgter Besserung strahlen beide und sind fröhlich und zufrieden. Die Kinder werden gefragt, welcher Pawa ihnen besser gefällt.

 

Statistiken vom Ende des 19. Jh. zeigen, daß cirka 70% der männlichen und 90% der weiblichen Bevölkerung Rußlands Analphabeten waren. Am 26. Dezember 1919 startete Lenin eine Kampagne zur Alphabetisierung der Bevölkerung. Er befahl, daß alle Personen zwischen dem achten und fünfzigsten Lebensjahr daran teilnehmen müssen. Er ließ dem dafür zuständigen Kommissar Anatolij Lunarcharskij zwei Wochen Zeit, um die Details auszuarbeiten. Ein ungeheurer Bedarf an Literatur und Druckwerken jeglicher Art entstand: Zeitungen, Zeitschriften, Bücher für Kinder und Erwachsene. Plakate hatten einen besonders hohen Stellenwert im Rahmen dieser Kampagne. Auf großen Plakaten wurden in kurzen, prägnanten, oftmals witzigen Bildgeschichten die großen Vorteile von Wissen und Gesundheit dargestellt. Der Analphabet wird z. B. mit einem Blinden verglichen, der in den Abgrund stürzt. Der leseunkundige Bauer verliert seine einzige Kuh, gerät immer mehr in Armut, wird krank und stirbt unter Hinterlassung eines unmündigen Sohnes. Der lesekundige Bauer hingegen kann das vom Tierarzt verschriebene Rezept lesen, holt es aus der Stadt und rettet damit seine Kuh. Er hält sich selbst auch an grundlegende Gesundheitsregeln, lebt damit lange, stirbt schließlich hochbetagt, wobei er seinem Sohn einen schönen Bauernhof hinterläßt. Vor Beginn des Zweiten Weltkrieges sahen die Statistiken dann auch anders aus: rund 89 % der russischen Bevölkerung im Alter zwischen neun und 49 Jahren konnten lesen und schreiben. Parallel zur Alphabetisierung ging natürlich die parteipolitische Propaganda.

 

Einer der vielen Künstler, die unzählige Plakate für diese Kampagne entwarfen, war Aleksei Aleksandrovich Radakov. Die vorhin genannten Plakatbeispiele stammen von ihm. Geboren wurde er 1877 in Vjatka (dem heutigen Kirow, cirka 900 km nordöstlich von Moskau). Er studierte in den 1890er Jahren an der Moskauer Lehranstalt für Malerei, Skulptur und Baukunst. 1905 machte er seinen Abschluß an der Zentralen Stigliz-Lehranstalt für technisches Zeichnen in Petersburg. Er betätigte sich als Karikaturist, aber auch als Autor und Co-Redakteur verschiedener Zeitschriften und illustrierte zumindest ein Kinderbuch, und zwar den „Krieg zwischen Petruschka und Stjopka Rastrjopka“.

 

Die Kinderbücher dieser Zeit sind Zeugnisse der in unmenschliche Diktatur führenden gesellschaftlichen Umwälzungen nach 1917. Die Indoktrination der Menschen war eine totale, vom Säugling bis zum Greis. Alles wurde in den Dienst der neuen Ideologie gestellt: Märchen, fantastische Geschichten, Kinderträume. Alles hatte der Schaffung des „Neuen Menschen“ zu dienen. Vor allem bei den Kindern wollte man das durch entsprechende Bücher und auch durch kindgerechte Zeitschriften bewirken. Diese Nische ermöglichte vielen Kunstschaffenden jeglichen Genres, Widerstand auf ihre Art zu leisten. In den 1920er Jahren waren Künstler noch relativ frei von der Zensur, ab cirka 1930 jedoch erstickte das stalinistische Kunstdiktat jegliche Kreativität und zwang viele in die innere Emigration, ins Ausland, in den Untergrund oder noch  schlimmer in eines der zahllosen Straflager. Der Kinderbuchautor Kornei Tschukowski z. B. wird in die Emigration gezwungen, als die alle Tiere unterdrückende „Riesenkakerlake“ (so lautet der Titel des Buches) vom Rotkehlchen getötet wird. Die Riesenkakerlake wurde mit Stalin identifiziert.

 

Es ist ein wahres Glück für Sammler, daß Jewgeni Schwarz den Struwwelpeter offensichtlich gekannt hat und zusammen mit Radakov eine so einmalige Struwwelpetriade geschaffen hat, die dazu quasi offiziell im Dienst der Kindererziehung stand. Mindestens zwei weitere Auflagen sollen später noch erschienen sein.

 

Literatur:

 

„Der Krieg von Petruschka und Stjopka Rastrjopka“ in der Prosaübersetzung von Eva Tauber

„Schili-Byli - Russische Kinderbücher 1920 – 1940“; Ausstellungskatalog zur gleichnamigen Ausstellung im MAK Wien, vom 20. Oktober 2004 – 20. Februar 2005; hrsg. von Peter Noever, Wien 2004

Jewgeni Schwarz – Mensch und Schatten; hrsg. von Lola Debüser; Verlag Volk und Welt, Berlin 1972

Jewgeni Schwarz: Märchenkomödien; Reclam, Leipzig, 1974²

 

Anmerkungen:

Petruschka: ist unser Kasperl, das Wort selbst kommt von Pjotr / Peter

Puschok: bedeutet eigentlich Flaum, in Anspielung an das saubere, flaumige Fell des Hundes wird der Begriff zum Namen des Hundes.

Stjopka Rastrjopka: Stjopka ist das Diminutiv von Stepan / Stefan; Rastrjopka wird als Struwwelpeter, Schlafmütze übersetzt und kommt vom Wort rastrepat / zerraufen, zerzausen, zerfetzen.

Pogremuschka: bedeutet eigentlich Kinderklapper, Rassel; kommt vom Wort gremet / donnern, dröhnen, rollen (Donner); erschallen, schmettern (Musik); klirren, rasseln. Mit einer Pogremuschka kann man also eindeutig ganz schön Lärm machen.

Wanjka-Wstanjka: bedeutet eigentlich Stehaufmännchen; Wanja kommt von Iwan, Wstanjka kommt von wstat / aufstehen

Schili-Byli: mit diesen Worten beginnen alle russischen Märchen – Es war einmal...