Struwelpeter im Raimundtheater

Der Beitrag bezieht sich auf einen Theaterzettel des Raimundtheaters aus dem Jahr 1932

 

Der Autor

Emil von Jankó

          * 13. Februar 1888 in Brünn, lebte als freier Schriftsteller in Wien, leitete die „Wiener Märchenspiele“ am Raimundtheater und verfasste zahlreiche Zaubermärchen. Er starb 1967 und wurde am 29. Dezember am Baumgartner Friedhof begraben, Gruppe Q, Grab 65

          Werke: Aladin und die Wunderlampe; Johannisnacht; Kinder kommt, wir reisen ins Märchenland (Lustige Revue); Die Hexe und die Königskinder; Dornröschen und die Pfifferlinge

          Als Schauspieler: Als  „Der wilde Jäger“ im Struwwelpeter, als Prinz im „Schneewittchen“,

          Tochter Elisabeth /Elli Jankó: * 5. 2. 1913, † 2003; spielte in den „Sieben Schwaben“  das Bärbele, ein junges Mädchen; sie ist im Grab ihres Vaters begraben.

Darsteller

Murl, der schwarze Diener des Großen Nikolas, in der Gestalt eines arabischen Verkäufers:

Johann SKLENKA

*5. März 1911 in Saalfelden/Slzbg, † 5. August 1983 in Hochegg bei Grimmenstein/NÖ

War Komponist, Musiker, Schauspieler, Kabarettist, Schriftsteller, Regisseur

Studierte am Salzburger Mozarteum (Oboe, Klavier, Violine, Schlagwerk), anschließend an der Akademie für Musik und Darstellende Kunst in Wien, heute Universität für Musik und Darstellende Kunst.

Während seiner Studienzeit debütierte er am Wiener Volkstheater, in der Saison 1931/32 wurde er an das Raimundtheater verpflichtet.

Sklenka in anderen Rollen im Raimund-Theater/Märchenvorstellungen

·       Veitli, der Gelbfüßler in: Die sieben Schwaben und ihre lustigen Abenteuer; Groteske für Klein und Groß mit Musik, Gesang und Tanz in fünf Bildern von Emil Janko. In Bild 5 gibt es eine Tanzeinlage: „Schwäbischer Bauerntanz“, einstudiert und entworfen von Karl Godlewski

Er spielte an verschiedenen Kleinkunstbühnen, als Schauspieler und Musiker.

Während WK II war er zuerst am Theater  Iglau und am Münchner Volkstheater als Schauspieler, Regisseur und Autor.

Ab 1947 spielte er am „Theater-Kabarett Dobner“, eine Kleinkunstbühne am Wiener Naschmarkt, im Cafe Dobner. Später spielte er mit Helmut Qualtinger (1928 –1986), Carl Merz (1906 – 1979)  und Gerhard Bronner (1922 – 2007); ab 1956 arbeitete er als Regisseur und Komponist für das ORF-Fernsehen. Er komponierte u.a. Bühnenmusik, Wiener Lieder und Tanzmusik

·       Der schlaue Hans, Kammeroper

·       Wiener Domestiken, Singspiel

·       Heut schau ich ins Glaserl rein, Wienerlied

·       Komm und trink mit mir Bruderschaft, Wienerlied

·       Iglauer Polka (In Erinnerung an seine Zeit in Iglau oder dort entstanden)

·       Bühnenmusik zu Anton Tschechows „Drei Schwestern“

Filme:

1963 Charlys Tante: Heinrich, der Chauffeur

1969 Hilfe, ich liebe Zwillinge

1972 TV-Serie „Der brave Soldat Schwejk“ mit Fritz Muliar

Balletteinlage

Struwelpeters Traum

Entworfen und einstudiert von Karl Godlewski, ehemaliger Ballettmeister der Staatsoper, durchgeführt von der Tanzgruppe „Schule Karl Godlewski“.

Karl Godlewski:

 * Dortmund 20.11.1862, † 8.12.1949 Mödling

Godlewski war der Sohn eines Baumeisters, der spezialisiert war auf Zirkusbau; er kam dadurch früh mit dem Milieu in Berührung und bildete sich in Akrobatik, vor allem im Trampolinsprung aus. Er begann als Zirkusclown in Petersburg, von 1883 – 1893 arbeitete er bei Ernst Renz als Clown und Mimiker in Berlin. Dort wurde er von Joseph Hassreiter (1845 –1940) dem Ballettmeister der Wiener Hofoper entdeckt und als Erster Mimiker an die Hofoper geholt. Nach Hassreiters Abgang leitete er das Ballett 1919,  in der schwierigen Übergangsphase vom k.k. Hofopernballett zum Staatsopernballett. Er war Tanzlehrer der Hocharistokratie und besaß besagte Privatschule.  Ein Sohn († 1943) und seine beiden Töchter ergriffen ebenfalls den Tänzerberuf.

Das Raimundtheater

Gegründet 1893, benannt nach Ferdinand Raimund (eigentl. Ferdinand Jakob RAIMANN, * Wien 01.06.1790, † 05.09.1836 Pottenstein (Selbstmord durch Erschießen aus Angst, von einem fälschlicher Weise für  tollwütig gehaltenem Hund gebissen worden zu sein.)

Bis 1896 unter der Leitung von Adam Müller-Guttenbrunn (1852 – 1923) mit Hermann Bahr (Linz 1863 – 1934 Wien) als künstlerischem Beirat.

Schauspieler:

Alexander Girardi, Eleonora Duse, Max Reinhardt, Louise Dumont, Adele Sandrock u.v.a

Nach 1945 bis Mitte der 70er-Jahre: Johannes Heesters, Marika Rökk, Zarah Leander u.a.

Sprechbühne mit klassischen Volksstücken, aber auch Operettenbühne mit Werken von Johann Strauß Sohn, Robert Stolz u.a. Später wieder vermehrt Sprechstücke. In der Zwischenkriegszeit gab es zahlreiche Vorstellungen für junges Publikum, für Kinder (s.o.)

„Kai aus der Kiste“ nach dem Buch von Wolf Durian (eigentl. Wolfgang Walter Bechtle, * Stuttgart 1892 † 1969 Berlin)

Heute:

Vorwiegend Musical-Theater:

·       Tanz der Vampire

·       Rebecca

·       Barbarella

·       Rudolf (Mayerling-Tragödie)

·       A Chorus Line

·       Les Miserables

·       Phantom der Oper

·       Ich war noch niemals in New York  (Udo Jürgens)

 

Werbung für Struwelpeter auf anderen Plakten

·       1.10.1932: für 22.,23.,29.,30. Oktober beim Stück: 7 Schwaben

·       15. 10. 1932: 1. Vorstellung (Uraufführung?) Werbung für „Kai aus der Kiste“

·       16. Oktober: Vorstellung „Struwelpeter“

·       19. November 1932: für 20. November 1932 bei „Schneewittchen und die sieben Zwerge“

·       20. November 1932: Vorstellung

 

Rolf Jahn

·       2. 1. 1898 in Frankfurt/M., † 29. 9.1968 in Aspangberg/NÖ. War Theaterdirektor und Industrieller. 1927 übersiedelte er von Deutschland nach Wien, war Pächter und Direktor der „Kleinen Komödie“ (1927 – 1932), des Raimundtheaters (1932) und des Deutschen Volkstheaters (1932 – 1938, Mai – Juni 1945). Heutiger Name: Volkstheater, ebenfalls ein Fellner & Helmer – Bau, war der größte Zuschauerraum im dt. Sprachraum mit 1900 Plätzen; 1946 – 1965 war er Besitzer eines Ziegelwerks in Erlach, ca. 50 km südlich von Wien.

·       Opportunist, entließ nach dem Anschluss sofort alle jüdischen Schauspieler und sonstige nichtarische Mitglieder, wurde aber trotzdem von den Nazis abgesetzt. Nach 1945 konnte er im Theaterbetrieb nicht mehr Fuß fassen.