Gunilla Guck-in-die-Luft
Wenn Gundl in die Schule ging,
stets ihr Blick am Himmel hing.
Nach Sokrates, Wolken, Schwalben
Schaut sie aufwärts allenthalben.
Vor die eignen Füße dicht,
ja, da sah das Kindchen nicht,
also daß ein jeder ruft:
„Seht Gunilla Guck-in-d’Luft!“
Kam die Puxi angerannt:
Gundl blickte unverwandt
In die Luft.
Niemand ruft:
„Mägdelein, Gefahr ist nah!“
Was geschah?
Ototoi, da liegen zwei,
Gundl, Puxi, iattatai!
Einst ging sie an Ufers Rand
Mit dem Lahmer in der Hand;
Zum Himmel ihren Kopf sie hebt,
wo Sokrates mit Wolken schwebt,
also daß sie kerzengrad
immer mehr zum Fluß hintrat.
Und die Nymphen in der Reih’
Sind erstaunt sehr alle drei.
Noch ein Schritt – und plumps! das Kind
Stürzt hinab kopfüber g’schwind.
Und die Nymphen, sehr erschreckt,
haben sich sogleich versteckt.
Doch zum Glück, da kommen zwei
Lehrer aus der Näh’ herbei;
Auf Puxis Raten wird mit Zangen
Gunilla aus dem Wasser g’fangen.
Seht – nun steht sie triefend naß.
Ei das ist ein schlechter Spaß.
Doch die Nymphen alle drei
schwimmen hurtig herbei;
strecken ’s Köpflein aus der Flut,
lachen, daß man’s hören tut,
lachen fort noch lange Zeit;
’s Grammateion schwimmt schon weit.